23.08.2014

FILMFEST.ANTON


von Mittwoch 27. bis Samstag 30.8.2014

 

Wie alles vor 20 Jahren begann…


Das Filmfest St. Anton wurde 1995 vom damaligen Tourismusdirektor Heinrich Wagner und vom bayerischen Autor Stefan König gegründet. Vorgeführt wurden 16- und 35-mm Filme sowie zum großen Teil Fernsehproduktionen, ein Schwerpunkt war der historische Bergfilm, zum Beispiel Werke von Luis Trenker und von Arnold Fanck.

Das Anbrechen des digitalen Zeitalters brachte für den Berg-, Abenteuer- und Expeditionsfilm tiefgreifende Veränderungen.
Plötzlich war es möglich, selbst mit kleinem Budget und ohne großer Filmcrew beachtliche Filme zu schaffen, und so begannen Athlethen und deren Freunde, selbst Filme zu produzieren.

Das Filmfest St. Anton versteht sich als Veranstaltung mit europäischer Ausrichtung, die dem unabhängig produzierten Autorenfilm im Bereich des Berg- und Abenteuersports ein öffentliches Forum bieten will.

Wir zeigen authentische Filme rund um das Rahmenthema Berge – Menschen – Abenteuer.
Wir zeigen Filme, die bewegen und berühren,  wir zeigen außergewöhnliche, mit der Kamera eingefange Perspektiven und Naturerfahrungen.

Dann will das Filmfest St. Anton auch ein Ort der Begegnung sein, wo Athleten, Filmemacher und das Publikum in einer entspannten Atmosphäre Erfahrungen teilen und austauschen können.

 

Wann & Wo?


Mittwoch 27. bis Samstag 30.8.2014
Beginn 20 Uhr, Einlass ab 19 Uhr
Am Samstag findet zusätzlich die bekannte Matinee um 11 Uhr statt.       … natürlich in St. Anton am Arlberg
Veranstaltungszentrum „ARLBERG-WELL.com“ (WM-Halle)
Hannes-Schneider-Weg 11
A – 6580 St. Anton am Arlberg

 

MEHR INFOF UNTER : WWW.FILMFEST.ANTON.AT

Text: copyright filmfest.anton

Das Interview von

Anna und Kilian


im NEWSBLOG vom FILMFEST.ANTON

 

Anna Stöhr und Kilian Fischhuber – Sie sind das Top-Paar der Wettkampf-Kletterszene.
Wir haben sie zu ihren Kletterprojekten abseits des Weltcup-Zirkus und über Innsbruck als Klettermetropole befragt.

 

Ihr macht ja nicht nur Kletter-Wettkämpfe, sondern klettert und bouldert auch viel am Fels. Wo liegen eure Prioritäten?
Anna: Der Schwerpunkt liegt eigentlich auf beidem. Der Wettkampf ist wichtig und lässig. Aber ohne die Felstrips, die einen da wieder motivieren, wäre das Ganze für mich auf Dauer nicht möglich. Und deshalb brauche ich beides.
Kilian: Die Schwerpunkte sind durch die Saison bedingt. Jetzt im Frühjahr sind wir viel in der Halle zum Trainieren und bereiten uns professionell auf die Wettkämpfe vor. Die Weltcup-Saison dauert bei uns je nach Verteilung der Wettkämpfe zwei bis vier Monate, die restliche Zeit sind wir hauptsächlich im Fels unterwegs. Die WM ist heuer ein bisschen später, und wir haben vor dem Saisonhighlight einen weiteren Felstrip geplant. Halle und Fels wechseln sich somit ab.

 

Ihr seid ja schon lange in der Wettkampfszene dabei, da kennt man sich ja wahrscheinlich schon ganz gut.
Kilian: Genau. Bei einem Weltcup-Bewerb sind in etwa 80 Kletterer und Kletterinnen am Start, die kennen wir alle mehr oder weniger gut. Einige von ihnen kennen wir auch privat oder waren mit ihnen schon klettern beziehungsweise auf Reisen unterwegs. Da findet ein bereichernder Austausch statt. Ich habe zum Beispiel einen Israeli kennengelernt, der uns heuer zum Felsklettern nach Israel eingeladen hat. Der Weltcup ist ein Melting Pot, ein Netzwerk internationaler Kletterer, die dieselbe Leidenschaft teilen und auch außerhalb der Bewerbe miteinander vernetzt sind.
Anna: Und man freut sich wirklich, wenn es wieder losgeht. Wir haben letztes Jahr eine lange Pause gehabt, und wenn man sich dann das erste Mal wieder in China sieht, tauscht man sich aus. Insgesamt ist es alles sehr freundschaftlich und das macht es eigentlich so cool.

 

„Melting Pot“ heißt ja auch das Filmprojekt von Hannes Mair, in dem ihr beide zu sehen seid. Darin geht‘s um die Innsbrucker Kletterszene. Habt ihr viel Kontakt mit Innsbrucker Kletterern, die keine Wettkämpfe machen?
Anna: Ja schon, Hansjörg Auer zum Beispiel ist ein guter Freund von uns. Das ist ja das Schöne, dass es verschiedene Szenen gibt, aber im Endeffekt ist es dann doch die Kletterszene.
Kilian: Wir gehen mit Hansjörg gemeinsam zum Felsklettern ins Ötztal und wir waren auch gemeinsam mit ihm in Israel. Dadurch, dass man viel mit anderen Kletterern in Kontakt ist, ist das Interesse für unterschiedliche Disziplinen bzw. Ausübungsformen sehr groß. In Innsbruck sind die Szenen gut durchmischt.
Anna: Es ist ja auch eine falsche Aussage, wenn man sagt: „Die Wettkampfkletterer sind nur in der Halle.“ Es weiß jeder, dass wir viel am Fels sind und genauso ist es umgekehrt: ein Felskletterer muss ja auch im Winter seine Fitness bewahren und geht dann in die Halle. Und es ist auch lässig und wichtig, dass die Toleranz in Innsbruck so gegeben ist, dass jeder sein Ding machen kann und dafür auch geschätzt wird.

 

MeltingPot_kilianfischhuberAnnaStoehr_byAlpsolut.com_HannesMairMit im Zentrum von “Melting Pot”: die Ausnahme-Boulderer Anna Stöhr und Kilian Fischhuber
Film Melting Pot
Bild © Johannes Mair – Alpsolut.com

 

Würde euch eine richtig hochalpine Expedition auch reizen?
Anna: Also bei mir ist es so: Ich kann nicht gut leiden und deshalb wäre eine Expedition für mich das Falsche. Ich bewundere, dass jemand so etwas machen kann und so leidensfähig ist, aber ich weiß, dass das bei mir nicht der Fall ist.

 

Das heißt, beim Bouldern muss man nicht so sehr leiden?
Anna: Beim Bouldern hab ich nie 20 Grad minus und einen Wind wie
in Patagonien.
Kilian: Wir sind beide nicht so alpinistisch unterwegs. Wir gehen nicht auf hohe Berge und machen keine hohen Wände, wir sind hauptsächlich Sportkletterer und Boulderer. Wir haben beide nicht vor, uns irgendwo in der Welt eine Eiswand hochzuarbeiten.

 

Warum glaubt ihr ist Innsbruck so ideal für Kletterer?
Anna: Ich glaube, dafür gibt es mehrere Ursachen. Einmal ist Innsbruck mitten in den Bergen. Deshalb ist die Affinität zum Klettern sehr hoch. Dann gibt es hier eine lange Geschichte und Tradition im Klettern. Und dann ist es auch so, dass Reinhold Scherer und Rupert Messner [Trainer des österreichischen Wettkletterverbandes] das Wettkampfklettern in Innsbruck sehr forciert haben und so einen wichtigen Beitrag zum Wettkampfklettern hier geleistet haben.
Kilian: Es gibt auch andere Kletterhochburgen, z.B. Boulder in Colorado, in den USA. In Innsbruck ist die Szene deshalb so konzentriert, weil Innsbruck dafür geografisch sehr günstig liegt. Wenn Du in Innsbruck bist, dann kommst Du schnell ins Frankenjura, nach Arco oder in die Schweiz. Und dann lässt sich Studieren und Klettern in Innsbruck gut verbinden.
Anna: Melissa [Le Neve, französische Weltklassekletterin] z.B., mit der wir in den USA, in Hueco klettern waren, wohnt jetzt seit einem Jahr in Innsbruck. Viele Leute aus aller Welt, Wettkampfkletterer oder Sportkletterer, kommen zum Trainieren kürzer oder länger hierher, weil sich die Innsbrucker Kletterszene einen Namen gemacht hat.
Kilian: Die Kletterszene in Innsbruck bekommt tatsächlich immer mehr an Schwung. Oft kommen Leute nach Innsbruck in die Kletterhalle zum Trainieren und sagen „Was, das ist es? Nicht mehr? So klein?“ Die haben eine Vorstellung von Innsbruck als einem El Dorado des Kletterns, und sie sehen dann, dass auch wir nur eine normale Kletterwand haben. Der Ruf von Innsbruck als Stadt der Kletterer ist über die Jahre immer mehr gewachsen.

 

In „Melting Pot“ sieht man euch in den Hueco Tanks, das ist ein Bouder-Gebiet in Texas.
Kilian: Hueco Tanks ist ein sehr etabliertes Boulder-Gebiet. Da gibt‘s schon seit Jahrzehnten bekannte und schwere Boulder. Unser Ziel war es, mit ein paar Freunden klettern zu gehen und Hannes [Mair] hat gemeint, er kann das für seinen Film über die Innsbrucker Kletterszene gut gebrauchen. Da war jetzt kein spezielles Projekt, nicht irgendein besonders schwerer Boulder, der da im Vordergrund gestanden hätte, sondern wir sind einfach zum Klettern hingefahren und Hannes hat dabei gefilmt.

 

Wie ist das mit dem Filmen? Ihr seid es ja gewohnt vor Publikum zu klettern, aber wie geht‘s euch, wenn ein Kameramann, ein Filmemacher dabei ist?
Kilian: Wir haben ja nicht immer einen Kameramann dabei. Und dann ist es ja auch nicht so, dass wir mit einem Script durch die Gegend laufen. Beim Klettern gefilmt zu werden heißt halt klettern mit gewissen Einschränkungen: „Kannst du den Zug noch einmal machen?“ oder „Sollen wir diese Route auch noch filmen?“ Man hat aber auch da seine Freiheiten und dann entsteht ja ein Produkt, auf das man neugierig ist. Und in der Woche darauf sind wir ohnehin wieder ohne Kameramann unterwegs.
Anna: Man braucht Zeit, jenseits der Filmerei klettern zu gehen. Da wir die haben, ist das Filmen kein Problem.

 

Seht ihr einen Widerspruch darin um die halbe Welt zu fliegen, um dort in die Natur zu gehen und eine Linie zu klettern? Wie steht ihr dazu?
Anna: Naja, wir sind auch keine Heiligen. Es ist sicher so, dass wir einen großen ökologischen Fußabdruck hinterlassen, allein wegen der Bewerbe, zu denen wir hinfliegen.
Kilian: Das sind persönliche Entscheidungen, oder? Ich werde niemandem sagen, wie er was machen soll. Wir fahren mit dem Rad in der Stadt, aber wir fliegen eben auch viel um die Welt. Ich umrunde im Jahr sicher zweimal den Globus und das lässt sich, wenn ich machen will, was ich mache, nicht vermeiden. Sonst müsste ich halt sagen: ich gehe jeden Tag nur ins Dschungelbuch [Klettergebiet an der Martinswand bei Innsbruck] und hinterlasse dafür keinen ökologischen Fußabdruck.

 

MeltingPot_AnnaStoehr2_byAlpsolut.com_HannesMairStar in der Innsbrucker Kletterszene und im Film “Melting Pot”: Weltmeisterin und Weltcupsiegerin Anna Stöhr
Film Melting Pot
Bild © Johannes Mair – Alpsolut.com

 

Kilian, Du bist ja beim diesjährigen Filmfest St. Anton außer in „Melting Pot“ noch in einem zweiten Film zu sehen: „Indian Odyssey“. Was hat es damit auf sich?
Kilian: Ich wollte immer schon einmal nach Indien, aber nicht unbedingt nach Hampi, das Bouldergebiet, das man auch hier kennt. Die Indienreise kam über Red Bull zustande. Tuhin Satarkar, ein junger und talentierter Kletterer von dort kam über die Vermittlung von Red Bull nach Österreich, um mit mir zu trainieren und zu klettern. Und als Austausch wurde ich zum Klettern nach Indien eingeladen und darüber haben wir einen Film gemacht.
Wir sind nach Badami geflogen, wo es tolle Sandstein-Klettereien gibt, um dort eine berühmte Route zu wiederholen, „Ganesh“, die ist 8b+ und die schwerste Route von Indien.
Die Route ist von der Linie und von der Kletterei her wirklich einzigartig, eine der besten Routen, die ich jemals geklettert bin. Und dann haben wir noch gemeinsam ein paar andere Touren eingebohrt und probiert. Ich habe Badami davor nicht gekannt, es war super dort. Vom Fels her ist es so gut wie Australien oder Südafrika, ein gewaltiger Sandstein. Und das Land kennenzulernen mit einem Inder, das macht schon einen Unterschied, da sieht man natürlich die Dinge anders, als wenn man nur als Tourist anreist. Es war eine wirklich beeindruckende Reise, auch wenn sie nur zwei Wochen gedauert hat. Es ist auch insofern eine Ausnahme gewesen, weil Anna und ich sonst immer gemeinsam unterwegs sind.

 

Zu welcher Jahreszeit kann man dort klettern?
Kilian: Es muss bei uns Spätherbst oder Winter sein. Wir haben immer 30 Grad gehabt und das ist eher kühl für die Gegend. Wir sind ganz in der Früh geklettert und teilweise am Abend, bevor es dunkel geworden ist. Sie haben zu uns immer gesagt: „Es wird jetzt kälter“, aber es war immer heiß. Es hat den ganzen Tag in diese Südwand hineingeheizt und sie ist auch über Nacht nicht wirklich abgekühlt.

 

Was sind eure nächsten Projekte abseits der Wettkämpfe?
Anna: Vor der WM werden wir drei Wochen nach Südafrika fahren. Und gleich nach der WM werden wir einen längeren Amerika-Trip starten, auch zum Seilklettern.

Gibt‘s Boulder, die Du, Anna, schaffst und der Kili nicht?
Anna: Logisch! Selten…
Kilian: Eher nicht.


 

 

Kilian Fischhuber und Anna Stöhr sind bei der Präsentation des Eröffnungsfilms „Melting Pot“ beim Filmfest St. Anton am 27.8. anwesend, Kilian präsentiert außerdem den Film über seine Indien-Reise „Indian Odyssee“, beides Filme von Johannes Mair.

 

Text copyright Filmfest.anton

Fotos

Beitragsbild

Hansjörg Auer kurz vor dem Gipfel des Kunyang Chhish East (7400m)

Film Kunyang Chhish East

Bild © Archiv Auer/Anthamatten

 

Mit im Zentrum von “Melting Pot”: die Ausnahme-Boulderer Anna Stöhr und Kilian Fischhuber

Film Melting Pot

Bild © Johannes Mair – Alpsolut.com

 

Star in der Innsbrucker Kletterszene und im Film “Melting Pot”: Weltmeisterin und Weltcupsiegerin Anna Stöhr

Film Melting Pot

Bild © Johannes Mair – Alpsolut.com

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