03.08.2016

IOC beschließt die Aufnahme von Klettern in das Programm der Olympischen Spiele 2020 in Tokyo!


 

Das Internationale Olympische Komitee hat heute Mittwoch, 03.08.2016 im Rahmen der 129. IOC-Session in Rio beschlossen, fünf neue Sportarten – darunter Klettern – in das Programm der Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokyo aufzunehmen.

 

Rio (BRA) Mit der heutigen Abstimmung im Rahmen der 129. IOC Session in Rio über die Aufnahme von fünf neuen Sportarten in das Olympische Programm und der damit wohl umfassendsten Programmevolution in der jüngeren Geschichte der olympischen Spiele erhält Olympia ein neues, bisher noch fehlendes vertikales Programmelement. Klettern.

 

Klettern, eine junger Breitensport mit weltweit großem Zulauf
Obwohl oder gerade weil Klettern eine junge Sportart ist, die sowohl Jugendliche aber auch für Sportbegeisterte aller Altersschichten geeignet ist, erfolgte die Aufnahme in das Olympische Programm nur sechs Jahre nach der vollen Anerkennung der Sportart durch das IOC im Jahr 2010. Mehr als 25 Millionen Menschen klettern mittlerweile weltweit und täglich werden es mehr.

Klettern richtet sich gleichermaßen an Jung und Alt, eignet sich für pädagogische Ansätze und hält fit. Gleichzeitig stellt es hohe Anforderungen an Technik, Ausdauer, Kraft und Konzentration. Ob Therapieform, Kindergarten- oder Schulsport, Vereinssport oder als Freizeitbeschäftigung. Allein in Österreich gibt es mittlerweile weit mehr als 100 Kletterhallen, die jährlich weit über eine Million Eintritte verzeichnen.

 

Seit den späten 1980er Jahren werden offizielle internationale Wettkämpfe durchgeführt. Seit Herbst 2006 ist Klettern in Österreich eine von der Bundessportorganisation (BSO) anerkannte Sportart. Durch die Integration in die BSO und der damit verbundenen finanziellen öffentlichen Unterstützung, erlangte die Sportart im letzten Jahrzehnt verstärkt an Professionalität und es wird dem Österreichischen Kletterverband ermöglicht, bessere Rahmenbedingungen für seine AthletInnen zu schaffen.

 

Klettergroßereignisse in Österreich auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2020

 

Österreich ist in den kommenden beiden Jahren Austragungsort der beiden bedeutendsten Kletter-Großveranstaltungen weltweit. Im bis Frühjahr 2017 fertig gestellten Bundesleistungszentrum in Innsbruck werden vom 30.08. – 10.09.2017 die Jugend- & Juniorenweltmeisterschaften ausgetragen. Nur 372 Tage später finden vom 06. bis 16.09.2018 ebenfalls in Innsbruck die Kletter- Weltmeisterschaften in allen Disziplinen sowie im Paraclimbing statt.

 

Stimmen zur Aufnahme des Klettersports in das Olympische Programm von Tokyo 2020


Dr. Eugen Burtscher – KVÖ Präsident
Der Österreichische Klettersport hat in den letzten Jahren viele großartige internationale Meistertitel feiern dürfen. Neben all diesen Erfolgen war fürAthletInnen wie Angela Eiter, Anna Stör, Johanna Ernst, Kilian Fischhuber, Jakob Schubert u.a. die Möglichkeit einer Teilnahme an einer Olympiade nur ein stiller Traum. Mit der aktuellen Entscheidung in Rio hat sich das Blatt nun komplett gewendet. Für unsere aktuellen Top-Kletterer aber auch für unseren Kletter- Nachwuchs eröffnet sich mit der möglichen Teilnahme an einer Olympiade plötzlich eine neue Dimension. Ich freue mich sehr für unsere Athleten. Dass dabei 2020 in Tokyo voraussichtlich nur ein Kombinationsbewerb möglich ist und bei der Olympia-Premiere nur eine geringe Zahl von Athleten zugelassen wird, bleibt ein kleiner Wermutstropfen. Ich bin jedoch sehr zuversichtlich, dass die Olympiade durch den Klettersport eine Belebung erfahren wird und in der Folge die einzelnen Kletter-Kategorien bald ins olympische Programm aufgenommen werden. Für den KVÖ beginnt ab heute eine große Herausforderung.

 

Mag. Heiko Wilhelm – KVÖ Sportdirektor
Als ich selber noch Jugendbewerbe geklettert bin, sprach man davon, dass der Klettersport schon bald olympisch sein wird. Seit dem sind gut 20 Jahre vergangen. Und seit heute ist es Gewissheit. Der Klettersport wird Teil der Olympischen Spiele 2020 in Tokyo sein. Wir sind an einem Punkt angelangt, wo wir der ganzen Welt zeigen können, wie einmalig und facettenreich unser Sport ist. Etwas bedauerlich ist natürlich, dass insgesamt nur 40 Ahletinenn und Athleten entsendet werden können. Ebenso steht derzeit noch nicht definitiv fest, in welcher Form der Wettkampf ausgetragen wird. Bleibt zu hoffen, dass die verantwortlichen Personen des internationalen Verbandes entsprechend sensibel und nachhaltig auf diese bestimmt nicht leichte Situation reagieren um den Sport in seinen Grundwerten und seiner Philosophie gerecht wird, dass wir auch weiterhin den Klettersport so erleben können wie bisher, nämlich vielseitig, herausfordernd, attraktiv, freundschaftlich und kulturell verbindend.

 

Anna Stöhr (Boulder-Doppelweltmeisterin, 4-fache Boulder- Gesamtweltcupsiegerin und KVÖ-Vorstandsmitglied)
Klettern wird olympisch- einerseits wird somit ein langersehntes Ziel endlich Realität! Dies wird sich auf einigen Ebenen positiv auswirken: Die nationalen Verbände werden bessere Förderungen von ihrem Staat bekommen, was sich positiv auf die Athleten auswirken wird. Trainingslager, Wettkampfanreisen, etc… werden übernommen. Dies ist derzeit nur bei einzelnen Verbänden wie Österreich, Deutschland, Frankreich der Fall. Voraussichtlich wird Olympia auch positive Auswirkung auf das Einkommen der Athleten haben, da es leichter sein wird Sponsoren zu finden. Außerdem werden die Events wahrscheinlich von einem breiteren Publikum besucht. Aber es gibt auch eine Kehrseite der Medaille: 3 Disziplinen (Bouldern, Lead, Speed) werden voraussichtlich zusammengefasst und nur 1 Medaille wird vergeben. So einen Bewerb hat es noch nie gegeben und es stellt sich die Frage ob man dafür ein passendes Format finden kann. Es ist schier so als ob man Sprint, Hürdenlauf und Marathon zusammenfasst. Ob das sinnvoll und wünschenswert ist?!

 

Jakob Schubert (Lead-Weltmeister 2012, 2-facher Lead-Gesamtweltcupsieger, KVÖ-Athletensprecher)
Ich bin seit jeher ein sehr sportbegeisterter Mensch. Seit meiner Kindheit habe ich immer die Olympischen Spiele verfolgt und es ist auch für mich ein Traum bei so einem Großereignis dabei zu sein. Es ist eine Riesenchance für unsere Sportart sich vor der ganzen Welt zu präsentieren. Immer mehr Leute sehen, wie lässig es ist zu klettern. Im Moment sieht es so aus, als würde Klettern bei der Olympiade in Form einer Kombination aus den drei Disziplinen (Boulder, Lead, Speed) ausgetragen werden. Sowohl der Großteil meiner Kletter-Kollegen als auch ich ist mit dem vorliegenden Vorschlag nicht zufrieden und ich hoffe sehr, dass der Internationale Kletterverband (IFSC) und das IOC das Format noch überdenken werden. Als Vorstiegs-Athletensprecher im Weltverband werde ich mich stark für eine Kombination aus Lead und Bouldern einsetzen, da Speed für mich eine komplett andere Sportart ist.

 

Jessica Pilz (Kombinations-Europameisterin 2015)

Grundsätzlich geht für mich heute ein Traum in Erfüllung mit der Chance bei den Olympischen Spielen in vier Jahren dabei zu sein. Kritisch finde ich, dass die Kombination olympisch werden soll. Es ist schwierig alle drei Disziplinen unter einen Hut zu bringen und einen Bewerb in dieser Form hat es noch nicht gegeben.
Es gibt noch viele Fragezeichen. Wie sieht der Bewerbsmodus genau aus? Wie sieht der Qualifikationsmodus aus? Gibt es in Zukunft Kombinations-Weltcups? Ich hoffe der Internationale Kletterverband trifft hier die richtigen Weichenstellungen im Sinne des Sports und der Athleten.

 

IFSC Präsident Marco Mario Scolaris (ITA)
Wir sind sehr glücklich darüber, dass Sportklettern bei den Spielen in Tokio dabei sein wird. Die Olympiade war schon länger unser Traum und jetzt hat sich die harte Arbeit gelohnt. Wir möchten dem IOC dafür danken, dass unser Sport diese in der Tat einzigartige Chance erhält.

 

IFSC Generalsekretärin Debra Gawrych (USA)
Wir fühlen uns geehrt, das fehlende vertikale Element zu den Olympischen Spielen beizusteuern. Die IFSC wird weiterhin mit unseren Athleten, nationalen Verbänden und treuen Partnern zusammenarbeiten, um den Klettersport weltweit zu fördern, sodass er als Sport weiter an Bedeutung zunimmt.

 

Text | Mag. Michael Schöpf, sports manager

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